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Mutterkuhhaltung im Fokus

Das war kein normaler Tag auf Hof Jörgens: Am 9. Februar besuchte NRW-Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen den Betrieb in Burscheid, um sich über die Mutterkuhhaltung zu informieren. Mit dabei waren mehr als hundert Halterinnen und Halter aus ganz NRW, um mit der Ministerin ins Gespräch zu kommen. Ihre wichtigste Forderung: Mehr Wertschätzung und finanzielle Unterstützung für diese spezielle Haltungsform mit ihrem vielfältigen Nutzen.

„Die Mutterkuhhalter leisten wichtige Beiträge zur Landschaftspflege und auch zur Biodiversität in NRW. Deshalb unterstützen wir Ihre Arbeit gerne“, sagte Ministerin Gorißen in der bis auf den letzten Platz besetzten Scheune auf Hof Jörgens. Die Mutterkuhhaltung sei zudem besonders am Tierwohl orientiert und bediene damit die aktuellen Interessen der Verbraucherinnen und Verbraucher, so Gorißen weiter.

In NRW werden aktuell rund 50.000 Mutterkühe auf ca. 5.000 Betrieben gehalten. Um die Mutterkuhhaltung in der Öffentlichkeit bekannter zu machen und ihre Interessen zu vertreten, wurde im vergangenen Jahr der Mutterkuhhalter NRW e. V. gegründet. Die mittlerweile mehr als 130 Mitglieder des Vereins wollen künftig eine verstärkte Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um in der Öffentlichkeit aber auch im politischen Raum für mehr Wertschätzung zu werben. Eines ihrer zentralen Ziele: Die Leistungen der Mutterkuhhaltung für die Allgemeinheit müssen auch finanziell stärker gewürdigt werden, denn allein durch den Verkauf des erzeugten Rindfleisches wird der große Arbeits- und Zeitaufwand nicht aufgewogen.

Der Besuch der Landwirtschaftsministerin bei einem Mitgliedsbetrieb war ein erster Erfolg der Arbeit des Vereins. „Wir freuen uns sehr, dass die Ministerin unsere Einladung angenommen hat und mit ihrem Besuch unsere Arbeit würdigt. Auch im Hinblick auf die bessere Förderung unserer Leistungen sind schon wichtige erste Schritte getan“, sagt Thomas Wiese aus dem Vorstand des Vereins. Damit spielt er auf die neue „Gekoppelte Tierprämie“ an, mit der die Mutterkuhhaltung erstmals von einer Pro-Kopf-Prämie profitiert. „Die neue Prämie ist ein guter Anfang, entschädigt aber noch nicht den tatsächlichen Aufwand den diese Haltungsform mit sich bringt“, so Wiese weiter.

Der Mutterkuhhalter NRW e. V. arbeitet aktuell gefördert durch das Landwirtschaftsministerium intensiv an einer eigenen Marke, um die öffentliche Wahrnehmung der Mutterkuhhaltung zu verbessern. Ein Logo und eine Imagebroschüre wurden im Beisein der Ministerin vorgestellt. Auch eine Internetseite wird aktuell erstellt und wird in Kürze unter www.mutterkuh-nrw.de freigeschaltet. Ebenso werden aktuelle Neuigkeiten und Infos rund Mutterkuhhaltung auch über die sozialen Medien zu finden sein.

Hintergrund Mutterkuhhaltung

Die Mutterkuhhaltung ist dadurch geprägt, dass die Kälber nach der Geburt nicht von den Muttertieren getrennt werden. Vielmehr bleiben die Jungtiere in der Regel acht Monate eng bei den Muttertieren, ernähren sich von deren Milch und wachsen im Herdenverband auf. Die Herden sind den größten Teil des Jahres auf der Weide, fressen Gras und Kräuter und kommen lediglich in den Wintermonaten in den Strohstall. Insgesamt ist die Mutterkuhhaltung damit eine sehr artgerechte und tierwohlorientierte Haltungsform. Sie kommt häufig auf Flächen zum Einsatz, die sich für intensive Landwirtschaft kaum eignen, wie z. B. Flussauen oder Hanglagen. Hier sorgt die Beweidung dafür, dass eine vielfältige und auch für die Erholungsnutzung attraktive Landschaftsstruktur erhalten bleibt, die sonst schnell unter Buschwerk verschwinden würde. Gleichzeitig entstehen ökologisch besonders wertvolle Flächen, die
z. B. vielen Insektenarten Lebensraum bieten.

Die Mutterkuhhaltung mit verschiedenen Fleischrinderrassen bringt neben der Produktion von hochwertigem Fleisch und Fleischprodukten also auch in vielen anderen Bereichen einen Nutzen für die Gesellschaft mit sich. Damit das funktioniert, investieren die Halterinnen und Halter viel Zeit, Arbeit und Geld, denn ihr Aufwand ist wegen der in der Regel kleinen Herden auf häufig kleinen und verteilten Flächen vergleichsweise hoch. Häufig wird die Mutterkuhhaltung im Nebenerwerb betrieben. Das geht nur mit viel Überzeugung und Engagement.

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